Johannes Biesing
03.05.2023
Aktuell stehen IT-Teams vor besonderen Herausforderungen: Zum einen sehen sie sich aufgrund von knappen Ressourcen hohen Belastungen ausgesetzt, zum anderen fehlt es oft an interner Unterstützung und Visibilität ihrer Arbeit. Eine Standardisierung im Management von IT-Assets würde helfen, doch hier steht die Industrie erst am Anfang (siehe hierzu auch ITAM Forum Leadership Blog). Agile IT Asset Manager sind gefragt, die IT-Portfolios rasch auf neue Marktsituationen anpassen können und Budgets effizient anwenden. Globale Herausforderungen bewegen viele Unternehmen zu einem bewussteren Umgang mit IT-Assets und beeinflussen damit auch die ITAM-Industrie. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Zwar entspannt sich langsam die Lage seitens von IT-Budgets wieder, allerdings werden die Genehmigungsprozesse aufwendiger. Um die Freigabe von Geldern für neue IT-Projekte zu erhalten, müssen IT Asset Manager daher ihre Zahlen im Griff haben. Bevor ein CFO zustimmt, muss ein solider Business Case vorgelegt werden. Zudem wird deutlich stärker drauf geachtet, dass neue Projekte einen ROI erfüllen. Gartner schätzt, dass 65% der CFOs planen, der Inflation und den steigenden Einkaufspreisen mit Preiserhöhungen zu begegnen. Doch das ist nicht das einzige Instrument. Für jeweils 23% der CFOs sind Kostenoptimierung und Effizienzsteigerungen die Maßnahme der Wahl, um die Auswirkungen auf das Business kurz- bis mittelfristig zu minimieren. Und hier sind engagierte IT Asset Manager gefragt! Denn Preiserhöhungen der Software-, Hardware- und IT-Service-Anbieter haben auf IT-Budgets einen wesentlichen Einfluss. Wenn die Hersteller regelmäßig mit Preiserhöhungen für laufende Wartungsverträge und Subskriptionen aufmerksam machen, sehen sich die Unternehmen gezwungen, die strategisch wichtigen Applikationen zu identifizieren und Budgets für diese Vendoren von anderen Anbietern abzuziehen. IT Asset Manager stellen Nutzungsdaten und Kosten gegenüber und liefern genau die Analysen, die ein CFO und sein Team benötigen. Das IT-Portfolio wird sukzessive angepasst und konzentriert sich auf die strategischen Software-Anbieter, während für Nischenfunktionen neue und preisgünstigere Alternativen gesucht werden. Da auch die Gebühren für Managed Service Provider deutlich steigen, bzw. Unternehmen nur ungern kritische Services an Vertragspartner vergeben, um das Risiko von Sicherheitsvorfällen und die Abhängigkeit von Dritten allgemein zu reduzieren, müssen die Services vermehrt durch interne Ressourcen erbracht werden. Steigende Ausgaben für qualifizierte IT-Mitarbeiter veranlassen Unternehmen, Prozesse zu standardisieren und manuelle Arbeiten durch digitale Prozesse zu reduzieren oder komplett zu automatisieren.Cloud-Computing verstärkt den Bedarf zur Automatisierung. Bis 2025 werden Unternehmen im Schnitt 70% ihrer Ausgaben für Cloud-basierte Software ausgeben. Für deren Verwaltung benötigt man passende Tools, denn Cloud-Ressourcen und SaaS-Applikationen müssen aktiv betreut werden. Die hohe Dynamik in diesem IT-Bereich erfordert eine ganz besondere Aufmerksamkeit, da Unternehmen aktiv handeln müssen, sobald Cloud-Services über den standardisierten Software-Request-Prozess zur Verfügung gestellt werden. Nur so bleibt die Kontrolle über die Nutzung und Kosten beim Unternehmen. Welche Apps und Cloud-Ressourcen dürfen bestellt werden und wie werden die Kosten auf die Kostenstellen verteilt? Gerade hier sind viele Unternehmen erst am Anfang und nutzen noch nicht die Einsparpotenziale, die sich durch einen intelligenten Verrechnungsmechanismus realisieren lassen. Zudem ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen in die richtigen Tools investieren, um die Einhaltung der beschlossenen Cloud-Governance auch durchzusetzen und kontinuierlich zu messen. Klassische SAM-Tools oder dedizierte Cloud Management Tools können hier schnell Abhilfe schaffen. Lieferantenbewertungen, die strukturiert die Managementsysteme im Bereich der IT-Sicherheit oder Nachhaltigkeit / ESG (Environmental, Social und Governance) abfragen, sind in vielen Branchen mittlerweile fest etabliert und die Auflagen durch neue Standards sukzessive gestrafft. Ein prominentes Beispiel ist die SAQ 5.0 in der Automobilbranche. Mit einer Zertifizierung von IT Asset Management-Systemen können Unternehmen sowohl gegenüber Kunden als auch gegenüber den Software-Herstellern als Lieferanten offiziell dokumentieren, dass sie „ihre Hausaufgaben gemacht“ haben. Mit großer Freude haben wir daher zur Kenntnis genommen, dass HDI, ein zum Talanx-Konzern gehörender Versicherer, als erstes Unternehmen weltweit die offizielle Zertifizierung nach der ISO 19770 erlangt hat. Es ist fest davon auszugehen, dass in den kommenden Monaten weitere Unternehmen folgen werden. Auch weil das ITAM Forum zusammen mit dem offiziellen Zertifizierungspartner Brand Compliance den ISO/IEC 19770-1 Practitioner Course anbietet. Ausgebildete Consultants sind dann in der Lage, den ISO/IEC 19770-1 Standard anzuwenden und ihr Unternehmen bei der Dokumentation, der Analyse der Systeme und bei der Bewertung der bestehenden Prozesse zu unterstützen und sie so für ein Audit durch Brand Compliance vorzubereiten. Die Zertifizierung wird dazu beitragen, dass Unternehmen den Umgang mit IT-Assets professionalisieren. In näherer Zukunft dürfte sich ISO/IEC 19770-1 weiter etablieren und bei der Lieferantenauswahl an Bedeutung gewinnen. Hierauf sollten IT Asset Management Teams vorbereitet sein und sich entsprechend mit dem Standard auseinandersetzen. Haben Sie Interesse, ITAM-Themen nebenberuflich voranzubringen? Dann bewerben Sie sich noch heute beim ITAM Forum als German Chapter Lead / Co-Lead. Einfach per E-Mail an support@itamf.org.Welche Themen IT Asset Manager*innen im Jahr 2023 bewegen
Inflationsbedingter Preisanstieg: Effizienter Umgang mit IT-Assets gefragt
Knappheit von IT-Talenten: Automatisierung auf dem Vormarsch
Qualität dokumentieren: IT Asset Management ISO-zertifizieren lassen
Apropos ITAM Forum:
